Kakamega Forest

Der Isechenu River im Kakamega Forest im Nordwesten Kenias. Das Wasser, der Wald, die Pflanzen, das Universum. Alles ist das Werk von nyasaye, dem allmächtigen Gott. Die von nyasaye den Menschen bei der Erschaffung der Welt geschenkte mystische Kraft (engl. mystical power) kann von besonders befähigten Menschen genutzt werden, im Guten, wie auch im Bösen.

Traditioneller Heiler der Luo

Der traditionelle Heiler (engl. witch doctor) Oluk Olugo gehört dem Clan der Sakwa (Subclan der Awamba) an. Er empfängt die Besucher in seiner Hütte in der Nähe des Ortes Wagusu am Viktoriasee. Zutreffender als die englische Bezeichnung "witch doctor" (dt. Hexen Doktor) ist jene der Luo, die einen traditionellen Heiler ajuoga oder jayath nennen. Frei übersetzt bedeuten die beiden Begriffe „einer der Kräuter und Magie benutzt, um jemanden zu heilen“.

Mount Elgon National Park

Auf der Suche nach traditionellen Heilpflanzen im Mount Elgon National Park im Westen Kenias folgt der Parkwächter den Trampelpfaden der Elefanten, die ihn zu einer wasserreichen Höhle führen. In diesem feuchtwarmen Teil des Waldes wächst eine Fülle von Pflanzen, die zur Behandlung verschiedener Leiden verwendet werden.

Blüten der Lantana trifolia

Der kleine mehrstämmige Busch mit den aromatisch duftenden Blättern wird seiner Dichte wegen von den Einheimischen oft zur Einfriedung ihrer Siedlungen gepflanzt. Die ganze Pflanze wird auch in der Volksmedizin verwendet. Mit einem Absud der Blätter behandeln die traditionellen Heiler Leberleiden und Magenverstimmung. Zerquetschte Blätter lindern Augenschmerzen. Die Wurzeln gelten als Heilmittel bei Rheumatismus.

Carissa edulis

Die von den Luo ochuoga genannte Pflanze lindert Schmerzen, die nach der Geburt auftreten. Dazu wird eine Handvoll Wurzeln fünfzehn Minuten lang in einem Liter Wasser gekocht. Mit dem gleichen Absud wird auch Malaria behandelt, indem der Kranke vom noch warmen Absud tagsüber kleine Mengen trinken muss.

Leonotis nepetifolia (Löwenohr)

Blätter dieser aromatisch duftenden Pflanze, die von den Luo nyanyodhi (Sunbird) genannt wird, werden zerstampft und für die Behandlung von Bauchschmerzen verwendet. Mit jungen Blättern behandelt der witch doctor Wunden, Verbrennungen, Ekzeme und Juckreiz. Mit den Wurzeln vertreibt er Würmer. Dazu gibt er eine Handvoll frischer Wurzeln in einen Liter kaltes und zuvor abgekochtes Wasser und lässt sie dreissig Minuten lang ziehen. Davon muss der Kranke dreimal täglich vor den Mahlzeiten eine Tasse trinken.

Commiphora africana

Commiphora africana kann unter idealen Bedingungen bis acht Meter hoch werden. Volksmedizinisch verwendet werden die Rinde, die Früchte sowie die Wurzeln. Letzere kocht man auf und inhaliert den mit dem Pflanzenöl gesättigten Dampf. Diese häufig vorkommende, volksmedizinisch wichtige Pflanze, die bei den Luo arupiny heisst, gedeiht selbst in den trockensten Gegenden Kenias.

Albizia species

Alle Arten von Albizia werden medizinisch verwendet. Mit einem Absud von Albizia gummifera (Abbildung) behandelt man Malaria. Dazu wird ein Esslöffel gepulverte Rinde in einem Liter Wasser zehn Minuten lang gekocht. Davon trinkt man täglich drei Tassen. Die verschiedenen Gattungen dieser Pflanze sind in ganz Ostafrika verbreitet. Einige Arten gedeihen in Höhenlagen bis zu 1900 m. ü. M.

Castor-oil Plant

Castor oil-plant ist die in Ostafrika gebräuchliche englische Bezeichnung für Ricinus communis. Daneben hat fast jeder Stamm für diese Heilpflanze eine eigene Bezeichnung. Bei den Luhya heisst sie Mubonebone. Die Kamba nennen sie Kivunu. Auch in Afrika ist Rizinusöl bestens bekannt als Purgativ und Laxativ. In den Städten ist das Öl in Supermärkten erhältlich.

Togoro-Pulver

Die TOGORO genannte Kräutermischung von Mabula Osama, Nairobi, soll bei über vierzig Krankheiten - darunter Impotenz, Syphilis, Augenkrankheiten, Tuberkolose und Asthma - Heilung bewirken. Dazu nimmt man während sieben Tagen zweimal täglich 1/4 Teelöffel des Pulvers mit heissem Wasser, Milch oder Porridge ein. Während der Kur dürfen weder Tee, Kaffee noch Alkohol getrunken werden. Ein verwandtes Produkt ist Konka.

Traditionelle Heilerin

Die traditionelle Heilerin Omolo Nyodeny im Dorf Chamagaha im Bondo District ist der einzige weibliche witch doctor der südlichen Sakwa-Region. Omolo Nyodeny, die dem Volk der Luo angehört, hat Macht über die geheimnisvollen Kräfte des Universums. Sie heilt Kranke und Besessene, treibt Dämonen aus und macht Verfluchungen unwirksam.

Magische Pflanzenmedizin

Traditionelle Heilerinnen und Heiler wie Oluk Olugo und Omolo Nyodeny behandeln Krankheiten nicht nur mit Kräutern oder Kräutermixturen, sondern sie benutzen auch magische Mittel. Diese wirken beruhigend und ausgleichend auf die Seele und unterstützen so den Heilungsprozess. Die magische Medizin des Oluk Olugo besteht aus verschiedenen Holzstücken, die gekaut werden müssen. Dazu nimmt der Kranke ein gräuliches Pulver ein, das von den Luo bilo genannt wird. Bei diesem Pulver handelt es sich möglicherweise um Asche von Lantana camara, die in diesem Zusammenhang eine magische und nicht eine natürliche Heilwirkung entfaltet.

Spuren der Heilung

Dieser Luo vom Clan der Sakwa, Subclan der Kamahodho, wurde mit zwölf Jahren von einer Hexe mit einem bösen Zauber belegt. Dieser führte zu Magenkrämpfen, gegen die sowohl die Ärzte im District Hospital von Kisumu, als auch natürliche Heilmittel machtlos waren. Einzige Hoffnung war der witch doctor: Die Heilung erfolgte, indem er die Haut des Kranken mit drei kleinen, doppelt geführten und jetzt vernarbten Schnitten ritzte. Auf die blutenden Schnittstellen setzte der witch doctor anschliessend das Horn einer Impala-Antilope auf und "sog" mit diesem die Krankheit magisch aus dem Leib.

Kit-Mikayi

Kit-Mikayi heisst eine auffällige Felsformation an der Strasse von Kisumu nach Bondo. Der Zugang wird durch ein Tor magisch geschützt. Innerhalb des heiligen Bezirks wächst eine Fülle von Pflanzen, die für Heilzwecke und im Liebeszauber verwendet werden. Menschen kommen hierher, um ihre Ahnen zu befragen, Kraft zu gewinnen und Heilung zu erlangen. In Zeiten der Dürre werden Rituale abgehalten und Opfertiere geschlachtet. Ihre Knochen verarbeitet man zu Amuletten, die ihre Besitzer vor Behexung und bösem Zauber schützen.